Dienstag, 14. Juli 2015

Grüsse aus Mauretanien

Hallo zusammen. Unsere erste Woche in Mauretanien ist um und wir wollten mal von uns hören lassen :-)

Die ersten drei Tage haben wir in Nouâthibou verbracht. Eine wuselige afrikanische Kleinstadt die von sandigen Nebenstraßen bis zur geteerten Hauptstraße, Hafen, Flugplatz und allen Einkaufsmöglichkeiten alles zu bieten hat. Da fährt der Mist-neue dicke Landcruiser hinter dem Eselskarren her, der grad Steine von A nach B transportiert. Viele viele 190D Mercedes die als Taxi dienen und die meisten davon fallen fast auseinander. Wieder mal sehr lustig das alles zu beobachten. Wir haben uns zufuß aufgemacht und erstmal alles gecheckt. Wir haben unsere Wäsche waschen lassen, ein echter Luxus, denn wir waren doof, haben nicht verhandelt und auch noch alles bügeln lassen. Ich hatte noch nie gebügelte Socken in meinem Schrank. Zuhause hab ich nichts gebügelt, außer das weiße Hemd von Andreas wenn wir zu Hochzeiten eingeladen waren. Gut jetzt ziehen wir ein paar Tage gebügelte Socken an und freuen uns :-( In den Nebenstraßen gibt es jede Menge Kram zu kaufen und auch wir sind zu unserem Nähgarn gekommen. Die ersten beiden Rollen sind schon für Andreas "neues" Kopfkissen drauf gegangen und die Reparatur für das Fliegengitter oben im Zeltraum. Eine Seite hab ich schon fertig und die andere muss ich vor der Weiterfahrt zum Senegal fertig bekommen.


Unzählige Straßenkontrollen und schwindende Fiches später, fährt man parallel zu den Bahnschienen des schwersten Zuges der Welt. Ein Eisenerzzug der zweimal am Tag aus dem 750 km entfernten Zouerat das Mineral nach Nouâdhibou bringt und im Hafen entlädt. Man kann die Strecke durch die Wüste Richtung Osten begleiten und immer parallel mit der Bahn fahren. Als wir aus der Stadt raus sind, kommt uns der Zug schon entgegen und als wir im besagten Ort, wo die Piste an den Schienen beginnt ankommen, ist Matatu und uns schon ganz schön warm und irgendwie ist uns nicht nach Wüste und im Sand buddeln zu Mute, sodass wir rechts runter auf die Teerstraße Richtung Süden und Nouâdhibou abbiegen.

Wir haben uns lieber in den Nationalpark Banc d'Arguin auf gemacht und sind dann auch noch auf unsere Sandpiste gestoßen. :-) Vorab müssen wir die Geschichte mit dem Nationalpark woanders beginnen. Wir hatten gelesen das man am besten in Nouâdhibou das Eintrittsticket für den Park kauft. Wir haben also unseren sehr kompetenten Campingplatzbesitzer gefragt wo das Büro sei und er meinte, nein nein, auf dem Weg dorthin ist ein Büro wo man bezahlen kann. Gut wir dachten das ist ok und sind los. An der Stelle wo wir von der Nationalstraße runter und rechts ab in den Park mussten, stand tatsächlich ein großes Gebäude, gut gepflegt, Schild mit Nationalpark (von der GTZ mitfinanziert)und allem, ein Auto davor. Gut wir rein, werden nett begrüßt und versuchen wie immer mit Händen und Füßen zu erklären was wir wollen. Mh schwierig. Gut irgendwann kommt einer und teilt uns mit, soweit wir verstanden haben, wir sollen bitte leise sein denn da hinten schläft der Direktor vom Nationalpark. Wir bekommen zwei Stühle und sollen uns mal setzen. Soweit wir verstehen kommt gleich jemand der uns das Ticket verkauft. Der eine setzt sich neben uns und der andere geht weg, wir denken er holt jemanden der das Ticket verkauft, hat er doch eben noch so wichtig telefoniert und alles. Wir sitzen und warten. Nachdem uns draußen die Hitze mit öffnen der Autotür überwältigt hat, ist es hier drin angenehm kühl. Gut eine halbe Stunde vergeht, nix passiert. Wir haben uns mittlerweile das Gebäude von innen angesehen und haben uns auf leisen Sohlen, ohne zu sprechen die gezeichneten Bildern, Tierabbildungen und die französischen Infotafeln betrachtet. Alles ganz toll gemacht. Der nette Mann der noch da ist, hat uns zwei Faltpläne mit Wegbeschreibung durch den Park gegeben. Wir sitzen und sitzen. Nix passiert. Gut, wir holen mal unser Tablet und ne Zettel und schreiben laut Übersetzer auf was wir wollen, denn wir haben nicht das Gefühl das die beiden wissen was wir wollen. Der nette, der noch da ist kann offensichtlich nicht lesen und läuft mit dem Zettel zu dem, endlich aufgewachten Parkdirektor. Der liegt da auf seinem Teppich und wir sollen mal vorstellig werden. Er sagt es kommt gleich jemand der das mit dem Ticket macht. Gut wieder auf den Stuhl. Nochmals 10 Minuten später zeigen wir erneut auf den Zettel und der Nette geht wieder nach hinten zu Direktor. Er kommt endlich vor und sagt das er das Ticket nicht ausstellen kann und die beiden anderen auch nicht. Ok. Er ist aber so nett und schreibt einen flotten Dreizeiler, auf französisch, wo er dem Mann der die Tickets in dem ersten Ort wo wir im Nationalpark hin fahren, an uns verkaufen soll. Wir vermuten das auch der Direktor keinen Plan hatte wie und wo der Ticketblock liegt. Wir nach einer Stunde raus und mit unserem Freifahrtschein rein in den Park.

Wir hatten zum Glück einen runter geladenen Track auf dem Tablet, ansonsten sag ich mal hätte ich gesagt wir sind falsch. Keine Schilder oder Pisten, die anzeigen wo man hin muss. Wir mitten rein in Niemandsland. Die paar Hütten hatten wir schnell hinter uns gelassen. Rechts, links, hin und her, über kleine Sandhügel, Grasbüschel, durch höheres Gras. Kein Plan wo es lang geht. Einfach versucht Richtung Westen einen geeigneten Weg zu finden. Ab und an ein Dromedar und ein paar vereinzelte froschgrüne Gummipflanzen die wir passieren. Wir versuchen auf dem blauen Track des Tablets zu bleiben und wissen nicht wo wir ankommen. Laut unseres neuen Faltplans soll es bei Arkeiss eine Übernachtungsmöglichkeit geben und da wollen wir heute gern noch ankommen. Ca. 2 Stunden cruisen wir so durch die Gegend. Immer mal wieder Fahrspuren von andere, aha es gibt Menschen hier, beruhigend. Frische und alte, dann verlieren sie sich wieder und wir fahren wo noch nie jemand gefahren ist.


Schlussendlich erreichen wir den Campingplatz bei Arkeiss und es ist ein wunderschöner Ort am Meer. Direkt am Wasser sind ca. 15 Zelte aufgebaut, die man mieten kann. Drin liegt ein dicker Teppich und je zwei Matratzen. Wir wollen aber auf jeden Fall im Auto schlafen. Und man glaubt es kaum, es sind schon welche da die campen. Zwei Mauretanier die sich in ein Zelt eingenistet haben und hier Urlaub machen. Der Mann angelt, die Frau, eine Französin, sprechen wir an weil es natürlich niemanden gibt der hier was verwaltet. Sie meint wir sollen uns einfach hinstellen, hinter dem Hügel ist das Dorf und die haben lange gesehen das da jemand gekommen ist, dann würde gleich jemand kommen. Und so war es. Ein kleiner alter roter Peugeot 206 kommt angefahren und frag nach DEN Eintrittskarten. Wir geben unseren Brief ab. Alles geritzt. Er holt ne Block vor, fragt noch ob ein oder zwei Tage und gibt uns das Ticket. Zack halbe Stunde später steht ein anderer vor unserer Tür und will Geld für den Campingplatz. Wir versuche zu erklären das wir im Auto schlafen und da weder Toilette noch Dusche funktionieren wissen wir nicht recht wofür und wie viel wir bezahlen sollen. Wir geben ihm 5000 Ouguiya, aber er winkt immer ab und zeichnet 3 Striche in den Sand, wir haben aber keine 3000 passend und so dackelt Andreas mit ihm zu der Französin. Sie übersetzt und ihr Ehemann schickt den armen Typ aus dem Dorf weg, er solle sich was schämen das er Geld verlangt, weil wir doch im Auto schlafen. Auf arabisch werden einige Wörter zwischen den Männern gewechselt und er trabt ab. Andreas geht noch hinterher und gibt ihm 500 und wir denken, ok, der Fall ist erledigt. Andreas macht sich fertig fürs angeln und ich sitze am Tablet. Da kommt ne halbe Stunde später der Typ aus dem Dorf mit einem anderen aus dem Dorf wieder und sie wollen 3000 Ouguiya von uns. Wir geben 5000 und 10 Minuten später haben wir unsere 2000 Wechselgeld in der Hand. Die 500 hat er natürlich behalten, bestimmt weil er so oft laufen musste. :-)



Im Nachhinein war das der beste Campingplatz, denn alle anderen im Park, die auf der Karte eingezeichnet sind, sind nah an den dazu gehörigen Dörfern dran und in sehr erbärmlichen Zustand und liegen nicht so schön nah am Wasser. Der Strand ist leider vermüllt und der ein oder andere tote Fisch liegt da rum, aber man ist schon etwas abgehärtet und so ist Andreas auch baden gegangen. Einen Fisch gefangen hat er leider immer noch nicht. Schade! Früh am nächsten Tag sind wir dann weiter und mal mehr oder weniger auf vorgegeben Pisten gefahren. Wir hatten kurz vor der Abfahrt noch Glück und konnten vier Delfine im Meer vorbeiziehen sehen. Die waren leider schneller weg als die Kamera am Start.

Was gibt es im Park zu sehen. Viele viele Vögel, Dromedare haben wir einige gesehen, leider ist uns Schakal, Springbock und Schlange nicht begegnet. Aber so manche Spur lässt darauf schließen das ein Kätzchen unterwegs ist. Vereinzelt hübsche Dünen und sehr unterschiedliche Vegetation machen den Ausflug sehr erlebnisreich. In den kleinen Fischerdörfern wird einem immer wieder ein Fisch angeboten und zwischen den vielen bunten Booten gibts immer was zu entdecken. Unser persönliches Highlight waren allerdings die Hundetausenden Winkerkrabben die hier überall rumdüsen. Das sind lustige Tierchen und bei genauerer Betrachtung sind es kleine Alien wie ich finde. Sie laufen lustig von rechts nach links, sind total schreckhaft und haben Höhlen in denen sie sich ganz schnell verstecken, wenn sie eine minimale Erschütterung spüren. Wenn man sie lange genug beobachtet, kann man sehen das sich um die Höhlenlöcher herum kleine Sandkugeln befinden, die Krabben scheinen den ganzen Tag in den Höhlen aufzuräumen und so formen sie mit ihren Füßen kleine Sandbällchen die sie nach draußen rollen. Wir haben lange Zeit einfach am Rand einer Lagune gesessen und zugesehen. Das war auch unser zweiter Schlafplatz im Park. Wir habe uns einfach weit ab vom Dorf, wo wir versucht haben das erneut ausstehende Eintrittsgeld zu bezahlen, was aber aufgrund des fehlendem Blocks nicht möglich war, in eine ruhige Ecke verkrochen und dort geschlafen. Auf dem Weg dorthin haben wir eine kleine Pause in einer Hütte gemacht die eigens zum ausspähen errichtet wurde. Innen zum sitzen und mit Klappen zum raus schauen in die Lagune. Sehr nett. Pelikane, Reiher, Kuhreiher und Komorane haben wir gesehen.



Am nächsten Tag stand uns dann der schwierigste Teil der Strecke bevor. Die berüchtigte Weg der Ebbe. Eine Passage von ca. 200 km direkt am Strand lang. Wie wir jetzt wissen ist am Strand fahren keine leichte Sache und man sollte sich mit Ebbe und Flut, Spülsaum und all diesem auskennen. Wir wussten das es nach 45 km auf jeden Fall eine Ausfahrtmöglichkeit Richtung Nationalstraße gibt und so haben wir uns auf den Weg gemacht die Piste zu finden. Einmal fast festgefahren mussten wir nochmal zurück um an den Strand zu gelangen. Ein Fischer meinte noch wir können ruhig noch etwas warten, aber wir fanden den Spülsaum fest genug und sind los. Ein kleines Stück und dann nochmal Druck von den Reifen runter lassen. Auf der Beifahrerseite war der Untergrund stets schön hart, aber auf der Fahrerseite hat das Auto sich doch das ein oder andere Mal etwas verloren und ohne Allrad oder Untersetzung war ein Vorkommen nicht denkbar. Am Anfang unserer Piste ist eine dicke Kante die ein auffahren zum Landesinneren nicht möglich macht. Das ist schon ein komisches Gefühl wenn du weiß das es grad keinen Weg nach rechts oder links gibt, falls wir das mit Ebbe und Flut nicht richtig verstanden haben. Also zügig Strecke machen. Das Auto hängt da ganz schön schief am Strand und das macht das komische Gefühl nicht besser. Nach ein paar Kilometern kommt dann aber ein langes Stück welches ein ausweichen jeder Zeit möglich macht und ab da hatten wir beide ein besseres Gefühl. So durch den Sand zu schlittern macht eine Menge Spaß...wie ihr im Video auch sehen könnt...


Nach dem Ausfahren bei einem Fischerdorf haben wir ziemlich lange gebraucht um den Reifendruck wieder aufzufüllen. Irgendwann hat sich sogar der Kompressor wegen Überhitzung kurz abgeschaltet. Unser stehen bleiben kurz hinter dem Dorf blieb natürlich nicht lange unentdeckt und so haben wir schnell drei Kinder bei uns stehen, die interessiert schauen was wir da tun. Leider verstehen wir sie nicht, aber ihr Anliegen an uns ist schnell klar. So wechseln 5 unserer Luftballons den Besitzer und die bunten Bälle hüpfen langsam Richtung Dorf zurück. Der Weg zur Teerstraße ist dann leicht gefunden und unsere geliebten Kontrollen und Abgabestationen für unsere Fiches begleiten uns nach Nouâkchott hinein. Die Hauptstadt des Landes ist genauso wuselig wie wir es bisher kennengelernt haben und wir brauchen etwas länger bis wir einen Schlafplatz gefunden haben. Wir haben sogar die Wahl zwischen mehreren :-)

Diesen Post heute schicke wir mit ganz besonderen Grüssen nach Buer zu meinem Opa! Wir denken an dich! Mareike und Andreas


PS: Unser neues Objektiv von Sigma, welches wir uns vor der Reise noch gekauft haben, ist leider nicht zu empfehlen. Wie man auf manchen Fotos leider sehen kann.

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