Freitag, 26. Juni 2015

Pausentag, Dades Schlucht, Berg-seen und -pisten

Wir machen einen Pausentag und der ist auch bitter nötig. Sooo Vieles was es zu verarbeiten gilt. Pausentag heißt für uns, an einem Ort bleiben, nicht fahren und möglichst wenig machen. Natürlich klappt das nie und so habe ich heute schon das Auto auf- und wieder mal umgeräumt. Das mach ich echt gern und dabei geraten mir andauernd Sachen in die Hand, die wir eigentlich gar nicht brauchen, somit fliegt bei diesen Aktionen auch immer etwas in den Müll oder wechselt den Besitzer. Wir werden also immer leichter :-)

Andreas hat angefangen unsere Route auf dem Aufkleber der Motorhaube aufzuzeichnen. Seit heute Morgen versucht der Arme neue Karten zum navigieren runterzuladen, was angesichts des hiesigen Internets eine sehr müßige Aufgabe ist und sich auch sonst eher schwierig gestaltet. Ich sag nur Android und Apple. Jetzt grad liegt das Handy Mutterseelen allein vorn im Restaurant im Baum und wir versuchen das dortige WLAN zu nutzen und hoffen dass das schneller geht. Wir brauchen wirklich dringend was aktuelleres zum navigieren, das nervt alles total. Ich sitze hier im Schatten und schreibe, grad eben war ich mal im Pool und hab versucht mich etwas abzukühlen, was bei ca. 35 Grad echt schwierig ist. Es ist soooo warm.

So, was ist die letzten Tage passiert...

Auf dem Weg Richtung Süden kamen wir an einen Wasserfall vorbei, der etwa 15 Minuten von der Starße entfernt liegt. Auf dem Weg dorthin durchläuft man ein Geflecht von Hütten und Plattformen, die außerhalb von Ramadan als Cafes und Restaurants dienen. Ca. 40 Quellen, teils Salzhaltig sprudeln aus allen Ecken, unter und zwischen den Hütten durch und vereinigen sich irgendwann zum größten Fluß Marokkos (Oum-Er-Rbia). Ein faszinierendes Schauspiel. Teilweise muß man sich ducken, dann wieder Treppen und Stiege hinauf. Ein sehr netter Führer zeigt uns den Weg durch das Labyrint von Wasser und Hütten.





Danach folgte am Abend eine schöne Wildcamping Aktion an einem relativ einsamen See namens Aguelmame Azigza inmitten eines Zedernwaldes. Nach einem kleinen Feuer am Abend und einem wunderschönen Sonnenuntergang brach eine relativ ruhige Nacht an und endete am Morgen mit einer heranziehenden Schaf- und Ziegenherde. Ein sehr netter Hirte stand irgendwann an unserem Auto und hat einfach nur zugeschaut was wir so machen, irgendwann hat er höflich gefragt ob wir Schuhe für ihn haben. Leider passten Andreas' nicht und so zog er ohne ein Geschenk unsererseits weiter und ließ uns zwei seiner Hunde zurück. Soweit wie wir verstanden haben sind sie ganz lieb und würden auf uns aufpassen und erst gehen wenn wir fahren. Er sollte Recht behalten. Bei einem kleinen Spaziergang am See zogen noch weitere Herden von Ziegen und Schafen heran. Am lustigsten sind die kleinen Ziegen die auch an schrägen Felsbrocken noch ganz fest stehen. Ein Gemeckere und Geblöke, ein schönes Schauspiel.




Unser Weg führte uns über El Ksiba ( sehr netter Campingplatz und Auberge "Les Artistes" ) bis auf eine wunderschöne Hochebene an einen See namens Lac de Tislit und Lac de Isli. Einer alten Berbersage nach werden die Seen als Braut und Bräutigam bezeichnet. Zwei Verliebte aus unterschiedlichen Berberfamilien, durften nie zueinander finden und so haben sich die Seen mit Tränen gefüllt wodurch sie überhaupt erst entstanden sind. Welch ein dramatisches Schauspiel. Die Seen liegen beide ganz traumhaft und sind unglaublich unterschiedlich, obwohl sie nur 9 km voneinander entfernt sind. Der Vordere ist ziemlich bewachsen und grün. Der Hintere hingegen bietet ein geniales Farbenspiel aus braun-roter Erde, blauem Wasser und nur etwas grün in einer Ecke. Man steht davor und braucht erstmal ein paar Minuten bis man verstanden hat. Denn der Weg der einen hier hoch bringt zu den beiden Seen, ist abenteuerlich und führte uns über manche Serpentine bis auf 2300 Meter hoch und nun stehen wir hier und es ist unglaublich ruhig, nur Wind und leise Wellen und diese Farben. Toll. Ich habe mich irgendwann dran gemacht und etwas Wäsche ausgewaschen (keine Panik, wir sind Naturfreunde und haben das gute Bio-Waschmittel aus dem Regenwurm dabei)




Am unteren See haben wir einen ganz wunderbaren Nachtplatz gefunden, bei der "Auberge Tislit". Wir wurden sehr sehr herzlich durch die "Herbergsmutter" begrüßt und direkt auf einen Tee eingeladen. Mit welch einer Herzlichkeit wir an diesem wunderschönen Ort empfangen wurden, lässt sich nur schwer in Worte fassen und wir können nur jedem, der in Marokko Urlaub macht, empfehlen sich hier für mindestens einen Tag nieder zu lassen. Der Tag sollte aber noch mehr Überraschungen bereit halten, denn neben uns waren noch 4 weitere Gäste da und auch im Lauf des Abends sollten sich noch zwei weitere dazu gesellen. Danke an Nicola, Robert, Eberhard und Norbert für die netten Gespräche, guten Informationen und die Einladung zum Essen. Die Begegnung mit euch war eine große Bereicherung für uns und wir sind froh euch getroffen zu haben.

Schweren Herzens, aber voller neuer Ideen, was es die nächsten Tage zu entdecken gibt, machen wir uns am nächsten Tag auf den Weg und verabschieden uns von allen. Wir fahren ein langatmiges Stück Straße bis Agoudal, um dann im Ort, wir haben es beim ersten Mal verpasst, rechts abzubiegen. Eine unfassbar schöne Welt tut sich auf, die uns die nächsten 3 Stunden begleitet. Wir sind direkt hinter dem Ort allein, wir brauchen zwar keine 4X4 Technik um zu fahren, aber es scheint eine eher selten befahrene, einspurige Piste zu sein auf der wir uns hier befinden. Durch ein langes Tal, Wasser, rauf auf Berge bis 2900 Meter, enge Schotterpisten, zum Glück ohne Gegenverkehr, endlose Weiten, nur wenige Ziegen und Schafe, zwei drei Hirten und sonst nichts. Man glaubt es nicht. Soooooo schön!





Bergab entdecken wir dann noch ein paar komische Kästen auf einer Art Hangwiese ohne Gras. Wir erkennen lange nicht was es sein soll, näher dran sehen wir was es ist, Bienenkästen. Wovon die hier in der öden Landschaft Honig machen sollen, fragen wir uns, denn es sind nur karge Distel und Dornengewächse zwischen Sand, Stein und Felsen. Die drei blühenden Büsche die wir bisher hier oben gesehen haben reichen eigentlich nicht aus. Heftige Serpentinen bringt uns runter bis an den Dades Fluss der sogar Wasser führt. Wir bleiben ein ganzes Stück auf der Straße und passieren mehrere Dörfer, das Angebot an Unterkünften nimmt zu, also scheinen sich von der Südseite der Dardes Schlucht, die wir von Norden her jetzt erreicht haben , mehr Touristen hierher zu verirren. Genau am Anfang der Schlucht schlagen wir unser Lager auf und nächtigen beim Hotel "Berbère de la Montagne". Wir wollen uns nach diesem anstrengenden Tag voller Eindrücke erstmal eine kleine Pause gönnen.




Am nächsten Morgen gehts dann durch die Schlucht. Echt beeindruckend. Der Weg führt uns nicht die ganze Zeit am Wasser lang und geht auch mal wieder hoch hinaus. Ich hab' scherzhaft gemeint das jeder in dieser Schlucht ein Hotelier ist, denn ein Hotel jagt das nächste und die meisten sehen sehr hübsch aus. Wer also vor hat sich die Schlucht anzusehen braucht sich wegen eines Schlafplatzes keine Sorgen machen. Und wer ein Souvenir für Zuhause ergattern möchte, kann auch hier fündig werden. Lustig ist dabei, was einer anbietet, bieten auch seine drei Nachbarn an, die Shoppingstraße ist also immer Themen bezogen und gut sortiert.





Am Ende der Dardes Schlucht gehts dann raus auf die N10, eine gut ausgebaute Nationalstraße, die unglaublich langweilig und trist ist, der Wind peitscht unerbittlich von allen Seiten, sodass sogar das Auto ordentlich am wackeln ist. Draußen war es so unglaublich heiß das auch unsere Pinkelpausen sehr kurz ausfielen. Nach dem abbiegen auf die N9 Richtung Marrakesch hoch, kommt dann eine sehr schöne Hochstraße, die auch zur Zeit mit schwerem Gerät an vielen Stellen bearbeitet wird. Wir tuckern teilweise im ersten Gang die Straßen hoch und sehen zu das unser Auto nicht heiß läuft. Ich bin am fahren und es macht sehr viel Spaß. Wilde Überholmanöver, nicht von mir wie ihr euch denken könnt, lautes Gehupe und eine Polizeikontrolle (wir wurden wieder nur durch gewunken) lassen uns oft aufschrecken und herzlich lachen. So überholt mich am Berg, vor einer Kuppe mit Kurve, vor mir ein beladener gelber LKW, ein roter 40 Tonner mit einem Stahlgerüst hinten drauf. Mir bleibt der Mund offen stehen und ich weiß nicht was ich sagen soll, außer auf die Hupe zu drücken. Er schert natürlich vor mir ein um dann zu merken das der Gelbe-LKW, nun vor ihm noch langsamer ist. Den überholt der Rote natürlich auch und nachdem auch ich den Gelben hinter mir lasse, versuche ich am Roten dran zu bleiben. Es gelingt mir nicht lange. Respekt vor den Jungs hier, die sind richtig am ballern und fahren auch voll beladen mit 70 km/h den Berg hoch und in die Kurven. Da war ich raus :-( Lustig nur das der Rote bei der Polizeikontrolle raus gezogen wurde und ich ja weiter fahren durfte. Im Scherz meinte ich noch zu Andreas, ob wir den noch mal wider sehen? Nein meinten wir beide, doch als wir in einem Ort zum Gemüse kaufen anhalten mussten, brauste er an uns vorbei und im Gegen-Licht der untergehenden Sonne war er dann ein paar Kilometer wieder vor uns und hat uns ganz schön vollgestaubt.

Das letzte Stück vor Marrakesch zieht sich ganz schön hin und wir waren beide ganz schön fertig. Leider hatten wir dann ziemlich Pech, denn wir hatten den Tipp für einen sehr schönen Platz bekommen, der sich hervorragend für einen Pausentag eignen sollte. Als wir nun am späten Abend vor den Toren standen und auf einen Zettel, mit den Worten "Vier Wochen wegen Ramadan geschlossen" blickten, sind wir fast ausgerastet. Wir brauchten ein paar Minuten zum Sammeln. Das Glück war allerdings auf unserer Seite und wir hatten auf der Straße hier her ein kleines gelbes Schild gesehen, mit 4X4 Camping. Also zurück, auf die unglaublich schlechte Straße mit unfassbar vielen Teerlöchern und 10 Minuten später tat sich das Tor zum Paradies auf. Danke das da hinten zu war und wir Ramadan haben. Wir stehen hier inmitten von blühenden und duftenden Orleanderbüschen und Rosen. Ein rießiges Gelände, geführt von Franzosen, die das Paradies auf Erden geschaffen haben. Am Abend der Ankunft konnten wir sogar noch spontan was zum Essen bekommen und das war wohl der größte Segen, denn wir waren ausgehungert wie Tiere. Vorne gibt es ein kleines Hotel und hier hinten, um uns herum stehen kleine Lehmhütten wie Ferienhäuschen, alles ganz liebevoll gemacht.




Nun sitz ich hier unter einem großen Busch und schreibe zu Ende was ich gestern angefangen habe. Ich höre die Vögel zwitschern, wir haben gestern Abend Frösche und eine Schildkröte beobachtet und heute Nachmittag wollen wir nach Marrakesch rein fahren. Davon berichte ich euch morgen... Tschüss eure Mareike

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